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AutorenbildUkrainer inTrier

Kreativität und Liebe über tausende Kilometer hinweg

Am 28. Juni, anlässlich des Verfassungstages der Ukraine, findet ein Benefizkonzert mit dem Titel „WEG ZUM LICHT“ statt. Das Event bringt auf der Bühne die verdienten Künstler der Ukraine Yanina und Oleksandr Yaremchuk, die Künstler des akademischen Chors „Orea“ Antonina und Dmytrii Butryk sowie den Pianisten Serhiy Lungu zusammen. Das Konzert hat einen wohltätigen Zweck – während der Aufführung werden Spenden gesammelt. Die gesammelten Mittel werden für eine wichtige wohltätige Mission verwendet: die Lieferung von fünf Feuerwehrfahrzeugen, die von der Organisation „Cholidéro chin Frontêre“ (Charmey) gekauft wurden, sowie von medizinischem und Rettungsequipment (ca. 20 Tonnen) in die Ukraine. Diese Ausrüstung wird in die am stärksten betroffenen Gebiete geliefert.


- Erzählen Sie bitte über Ihr Leben und Ihre Kreativität vor dem Krieg. Welche waren Ihre Hauptprojekte und Erfolge?

 

Yanina: Wir kommen aus der Region Schytomyr. Wir haben uns im Kulturkolleg in Schytomyr kennengelernt, wo wir als Dirigenten und Chorleiter studierten. Während unseres Studiums wurden wir eingeladen, im akademischen Chor „Orea“ unter der Leitung von Oleksandr Vacek zu singen. Dieser Chor ist weltweit bekannt und wir gehörten zu den Gewinnern des internationalen Chorwettbewerbs in Tolosa, Spanien. Einer unserer größten Erfolge war die Aufführung verschiedener Werke der ukrainischen Volks- und klassischen Musik. Insbesondere haben wir Soli im Mozart-Requiem aufgeführt. Wir arbeiteten auch als Solosänger im akademischen Musik- und Dramatheater Schytomyr, benannt nach Ivan Kocherha. Nach dem Abschluss des Kollegs studierten wir weiter an der Staatlichen Universität Schytomyr, ebenfalls in dieser Fachrichtung.

- Wie würden Sie Ihre kreative Dynamik vor dem Krieg beschreiben? Wie war es, zusammenzuarbeiten?

 

Yanina: Neben unserer Hauptarbeit habe ich Gesangsunterricht für Kinder und Erwachsene gegeben. Einer meiner größten Erfolge war mein Schüler Artem Fesko, der im Dezember 2021 den Wettbewerb „Ukraine's Got Talent“ gewann. Persönlich haben wir mit Oleksandr zwei Töchter – Karina und Marianna. Parallel zu unserem Familien- und Kreativleben entwickelten wir unser Duett im akademischen und Estrade-Genre. So erhielt ich 2017 den Titel „Verdiente Künstlerin der Ukraine“ und Oleksandr 2018 den Titel „Verdienter Künstler der Ukraine“.

  Oleksandr: Vor dem Krieg war unsere kreative Dynamik äußerst aktiv. Wir arbeiteten gemeinsam an verschiedenen Projekten, insbesondere im Chor „Orea“ und im Theater Schytomyr. Wir traten ständig bei verschiedenen Konzerten und Festivals auf, wo unsere Stimmen zu einem harmonischen Duett verschmolzen. Es war eine außergewöhnliche Zeit, gefüllt mit Kreativität und gegenseitiger Unterstützung.

 

- Welche größten Veränderungen haben sich in Ihrem Leben und Ihrer Kreativität nach Kriegsbeginn ergeben?

 

Yanina: Vor der Invasion waren wir immer zusammen, arbeiteten und kreierten zusammen. Doch der Krieg brachte erhebliche Veränderungen. Ich musste in die Schweiz ausreisen, um unsere Kinder zu schützen. Es war eine schwere Entscheidung, aber notwendig für ihre Sicherheit.

 

Oleksandr: Der Krieg hat alles verändert. Wir waren es gewohnt, immer zusammen zu sein, und jetzt sind wir getrennt. Ich bin in der Ukraine geblieben, wo ich weiterhin arbeite und unserem Land durch Freiwilligenarbeit helfe. Es ist eine neue Herausforderung, aber wir müssen uns anpassen und alles Mögliche tun, um unser Land zu unterstützen.

 

- Yanina, wie schaffen Sie es, sich im Ausland zu verwirklichen? Welche neuen Projekte oder Initiativen haben Sie in dieser schwierigen Zeit gestartet?

 

Yanina : Anfangs war es schwer, zu singen, aber dann entschied ich mich, Benefizkonzerte zu organisieren. Das erste Konzert fand am 17. April 2022 in einer Kirche am katholischen Ostern statt. Wir sammelten Geld zur Unterstützung der Ukraine. Das war mein erstes Benefizkonzert, das mir klar machte, dass ich diese Tätigkeit fortsetzen muss. Ich habe auch einen Chor aus ukrainischen Flüchtlingsfrauen gegründet, um ihre Moral zu unterstützen. Wir singen bei verschiedenen Veranstaltungen und Märkten und fördern die ukrainische Musik.

 

- Oleksandr, womit beschäftigen Sie sich derzeit? Setzen Sie Ihre kreative Tätigkeit fort oder haben Sie etwas Neues begonnen?

 

Oleksandr: Der Krieg hat große Veränderungen in mein Leben gebracht. Die Hälfte meiner Zeit verbringe ich mit Freiwilligenarbeit. Ich arbeite an der Staatlichen Universität Schytomyr und bin Solist im akademischen Chor „Orea“. Wir geben Konzerte zur Unterstützung der Soldaten und des ukrainischen Volkes. Das ist jetzt sehr wichtig zur Unterstützung der Moral. Außerdem arbeite ich aktiv mit der Schweizer Vereinigung „Cholidéro chin Frontêre“ zusammen, organisiere humanitäre Hilfe und Benefizkonzerte.

 

 - Ist es schwer, zusammen auf Distanz zu bleiben? Wie halten Sie den Kontakt und unterstützen sich gegenseitig in diesen schwierigen Zeiten?

 

Yanina: Natürlich sind wir täglich per Videoanruf dank moderner Technologie und sozialer Netzwerke verbunden. Wir unterstützen einander und verfolgen die Kreativität des anderen. Es ist sehr schwierig, wir leben von Mission zu Mission. Aber wir halten unsere ehelichen Beziehungen aufrecht.

 

Oleksandr: Ja, es ist sehr schwierig. Wir sind ständig über soziale Netzwerke in Kontakt. Wir unterstützen uns gegenseitig, so gut wir können. Wenn ich in die Schweiz komme, versuchen wir, die gemeinsame Zeit so gut wie möglich zu nutzen, obwohl es immer das Gefühl gibt, dass es vorübergehend ist. Aber wir wissen, dass unsere Liebe und gegenseitige Unterstützung uns hilft, alle Schwierigkeiten zu überwinden.

 

- Wovon träumen Sie und was streben Sie in der aktuellen Situation an?

 

Oleksandr: Das Wichtigste ist das Ende des Krieges in der Ukraine. Ich möchte, dass unsere Verteidiger nach Hause zurückkehren, damit alle Familien wieder vereint werden können. Wir werden weiterhin die ukrainische Kultur fördern und allen danken, die unser Land nicht nur materiell, sondern auch moralisch unterstützen.

 

Yanina: Wir glauben an den Sieg und hoffen auf eine bessere Zukunft für die Ukraine und unsere Familie. Wir sind bereit, weiter zu arbeiten und unser Land in allen möglichen Wegen zu unterstützen. Ich plane auch, mein Studium in der Schweiz fortzusetzen, deshalb habe ich mich kürzlich an der Musikhochschule für Musikpädagogik mit dem Schwerpunkt Gesang eingeschrieben.

 

- Was ist das Hauptziel Ihres Benefizkonzerts? Welche Ergebnisse erwarten Sie durch diese Veranstaltung zu erreichen?

 

Oleksandr:Wir haben uns an unsere Freunde in Deutschland gewandt, die über ukrainische Vereine Konzerte organisieren. Wir bitten um Unterstützung für unsere große Mission, die erhebliche finanzielle Mittel erfordert.

 

Die Mission besteht darin, fünf Feuerwehrfahrzeuge und 25 Tonnen humanitäre Fracht, die Rettungs- und medizinisches Feuerwehrausrüstung umfasst, in die Ukraine zu liefern: Sauerstoffflaschen, Masken, Feuerwehrkleidung, Decken, aufblasbare Kissen, Pumpen und mehr. Dafür nutzen wir zwei große LKWs und vier Fahrzeuge, die selbst fahren.

 

Die Schweizer Vereinigung tut ihr Bestes, aber ihnen fehlen die finanziellen Mittel, um diese Hilfe zu liefern. Unsere Konzerte zielen darauf ab, Geld für diesen Zweck zu sammeln. Wir als kreative Menschen organisieren Konzerte und mobilisieren Menschen, um diese Mission zu unterstützen. Die Einnahmen aus den Konzerten werden für den Transport der bereits gesammelten humanitären Fracht in die Ukraine verwendet.

 

Yanina: Dieses Konzert zielt darauf ab, alle Ukrainer, die in Trier und Umgebung leben, zusammenzubringen, damit sie kommen, uns unterstützen, singen und ukrainische Musik hören. Wir möchten auch unsere ukrainische Kreativität den Deutschen zeigen, sie fördern und Geld für die wohltätige Mission sammeln. Besonders wichtig ist es, zu erwähnen, dass unsere Kollegen Antonina und Dmytro Butryk, die früher mit uns im akademischen Chor „Orea“ sangen und wegen des Krieges ausreisen mussten, ebenfalls aktiv an diesem Konzert teilnehmen. Man kann sagen, dass wir dank ihnen dieses Konzert in Deutschland organisieren konnten.

 

Neben der materiellen Unterstützung ist es wichtig, die Ukrainer im Ausland zusammenzubringen und ihre Moral zu stärken. Wir möchten auch die ukrainische Kultur und Musik bei Ausländern bekannt machen, damit sie unseren Kampf verstehen und uns weiterhin unterstützen.

 

Das Interview wurde von Anhelina Dotcenko vorbereitet.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Yanina und Oleksandr Yaremchuk


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